Wie die littlehipstar Gründerin Ceyda Avunduk Beruf und Familie vereinbart

Ceyda Avunduk ist Gründerin und zweifache Mutter. In ihrem Team – fast ausschließlich Mütter – ist Vereinbarkeit an der Tagesordnung.

Nicole Beste-Fopma
Journalistin & Autorin


Während der Elternzeit gründen? Ja! Das Büro im heimischen Wohnzimmer aufschlagen? Die Garage zum Lager umbauen? Nein! Ceyda Avunduk, inzwischen Mutter von zwei Söhnen (7 und 10 Jahre alt), hatte von Anfang an vor, „die Welt zu erobern“, wie sie mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen sagt. „Mir war von Anfang an klar, dass ich nicht von Zuhause aus arbeiten würde. littelhipstar war nie ein Hobby, sondern ab dem ersten Tag ein Business,“ erzählt Ceyda.

Die Geburt des Sohnes ist die Geburt der Selbstständigkeit

Geboren ist die Idee zu littlehipstar gleichzeitig mit ihrem ersten Sohn. Ceyda wollte für ihn nicht die üblichen, Babysachen. Sie war auf der Suche nach coolen Marken. Sneakers, Basecaps. Sie wollte, dass ihr Kind ihren „way of life“ leben kann. Einen sportlichen, eher american lifestyle. Viele Jahre hatte sie in der Profiliga Tennis gespielt und lange in den USA gelebt. Die Idee: Ein Online-Shop, in dem all diese Sachen verkauft werden. Aber nachhaltig sollte er sein. Sowohl was die Produkte angeht, als auch den Konsum ihrer Kundschaft, die sie schon mal darauf hinweist, lieber weniger, dafür aber bewusster zu kaufen. Denn Nachhaltigkeit, aber auch soziale Verantwortung ziehen sich wie ein roter Faden durch ihr Leben.

Ihre berufliche Laufbahn begonnen hatte die studierte Politikwissenschaftlerin in Istanbul bei WWF. Hier war sie für das Fundraising zuständig gewesen. Dann der Wechsel zu einer Bank. Im Bereich Corporate Social Responsibility war sie jetzt auf der andere Seite, auf die Seite der Geldgeber, gegangen. Seit 2010 lebt Ceyda mit ihrem Ehemann in der Schweiz/Zürich. Die Zeit bis zur Geburt ihres Sohnes in 2012 hatte sie dazu genutzt, um, wie sie selbst sagt, das Leben in vollen Zügen zu genießen. Sie nutzte sie aber auch, um sich Gedanken über ihre Zukunft zu machen. Denn eines war ihr klar: In eine Festanstellung wollte sie nicht zurück.

Ein Team fast ausschließlich aus Müttern

Der Erfolg hat nicht lange auf sich warten lassen. Schon lange ist littlehipstar keine One-Woman-Show mehr, sondern besteht aus einem 19-köpfigen Team. Das Besondere an ihrem Team: Fast alle Teammitglieder sind wie Ceyda Mütter. Fast alle müssen, wie die Chefin, Beruf und Familie vereinbaren. Die meisten arbeiten remote und nur die wenigsten in Vollzeit. So geplant war das nicht. „In den Anfängen von littlehipstar dachte ich noch, dass alle meine Angestellten unter einem Dach vereint sein müssen. Ich dachte, dass man nur Vollzeit oder gar nicht arbeiten könnte. Remote arbeiten? Teilzeit? Nicht, wenn das Unternehmen erfolgreich sein soll,“ gibt Ceyda zu. Schnell merkte die Gründerin aber, dass in erster Linie Mütter bereit waren, für ihr Startup zu arbeiten. Diese Mütter aber standen allesamt vor der Herausforderung, dass mal ein Kind krank oder die Kita geschlossen war, ein Arzttermin während der Arbeitszeit anstand oder eine andere der vielen Herausforderungen vor denen erwerbstätige Eltern tagtäglich stehen.

So funktioniert Vereinbarkeit

Ceyda merkte aber auch, wenn sie den Müttern maximale Flexibilität und die richtigen Tools, wie zum Beispiel das Arbeiten mit einer Dropbox, an die Hand gibt, um remote zu arbeiten, diese hervorragende Arbeit leisten und sehr loyale Mitarbeiterinnen sind. Mal ganz abgesehen davon, dass ihre angestellten Mütter auch gleichzeitig ihre Zielgruppe widerspiegelt. Ein Garant für den Unternehmenserfolg.

Bereits seit 2013/2014 arbeiten die meisten Angestellten bei littlehipstar flexibel in ihrer Zeiteinteilung und flexibel, was ihren Arbeitsort angeht. Somit war littlehipstar bestens darauf vorbereitet, als 2020 die Pandemie ausbrach und alle verpflichtet waren, von Zuhause aus zu arbeiten. Während die meisten Angestellten in Teilzeit arbeiten, ist Ceyda eigenen Angaben zufolge 24/7 im Einsatz. „Ich bin immer erreichbar und antworte meistens innerhalb kürzester Zeit,“ so die Gründerin.

Das Ergebnis zählt. Privat wie beruflich.

Die ständige Erreichbarkeit ist für Ceyda kein Problem. Ganz im Gegenteil. Es entspricht ihrer Natur. „Ich hab gern alles unter Kontrolle,“ sagt Ceyda von sich selbst. „Auch Zuhause. Das bedeutet zwar auch, dass ich die gesamte Verantwortung trage. Aber für mich ist das ok. Nach meinem Verständnis können nicht zwei Menschen die Kontrolle haben.“ Alles unter Kontrolle zu haben, bedeutet aber für Ceyda nicht, auch alles zu machen. Für den Haushalt hat sie eine Haushaltshilfe und auch bei den littlehipstar Teammitgliedern sind die Aufgaben klar verteilt. Jede Mitarbeiterin hat ihren Aufgabenbereich. Wie und wann die Aufgaben erledigt werden, ist zweitrangig. Wichtig ist nur, dass sie bis zum festgelegten Termin erledigt sind.

Ceydas persönliches Geheimnis für die Vereinbarkeit ihrer Selbstständigkeit mit ihren zwei Söhnen sind: bestmögliche Organisation, offene, ehrliche und regelmäßige Kommunikation und um Hilfe bitten.

Organisation und Kommunikation sind die halbe Vereinbarkeit

Als die Kinder noch kleiner waren, wurden sie von einer Nanny und Ceydas Eltern betreut. Heute sind die Kinder jeden Tag bis 15:00 Uhr in der Schule und Ceyda kann sich während dieser Zeit voll und ganz ihrem Unternehmen und ihren Mitarbeitenden widmen. Wenn die Jungs nach 15:00 Uhr irgendwo hingefahren werden müssen, teilen sich Ceyda und ihr Mann auf. Weder für Ceyda noch für ihren Mann empfinden das als störend, vielmehr genießen sie diese kleinen Auszeiten mit den Kindern. Auch wenn es nur eine kurze Autofahrt ist. „Mein Mann ist ein fantastischer Vater. Er arbeitet Vollzeit im Büro. Aber nach der Arbeit und an den Wochenenden übernimmt er unsere Jungs und ich kann mich voll und ganz auf den Job konzentrieren,“ schwärmt Ceyda. „Seit der Pandemie und der damit verbundenen Zeit im Homeoffice ist es sogar noch partnerschaftlicher geworden. Nicht nur war er während der Corona Hochzeit viel mehr involviert, er kann sich seitdem seine Zeit auch sehr viel flexibler einteilen.“ Jetzt kann er auch mal kurz von der Arbeit weg, einen der Jungs zum Training fahren und dann wieder ins Büro zurückkehren. Das war vor der Pandemie nicht immer möglich.

Um Hilfe bitten ist keine Schwäche

Um den Alltag zwischen Beruf und Familie abzustimmen, sind Ceyda und ihr Mann im ständigen Austausch. Wer fährt die Jungs zum Fußball? Wer holt sie ab? „Kommt einem von uns etwas Unvorhergesehenes dazwischen, besprechen wir das flott telefonisch oder schicken uns gegenseitig eine WhatsApp,“ erklärt Ceyda. „Und finden wir keine Lösung, frage ich andere um Hilfe.“ In solchen Fällen springen dann Ceydas Eltern ein oder sie fragt befreundete Mütter. „Selbstverständlich gilt auch bei uns der afrikanische Spruch: Es braucht ein Dorf, um Kinder zu erziehen. Niemand kann alles alleine schaffen,“ weiß  Ceyda aus eigener Erfahrung, denn auch sie muss immer mal wieder um Hilfe bitten. Wenn beispielsweise sowohl bei ihr als auch bei ihrem Mann im Job gerade so viel zu tun ist, dass sie ihre Kinder nicht eben mal vom Fußball abholen können. Dann kann es schon mal vorkommen, dass sie kurzfristig ihre Eltern oder auch eine Freundin um Hilfe bittet.„Um Hilfe zu bitten ist für mich kein Zeichen von Schwäche. Ganz im Gegenteil. Wer nicht fragt, hat schon verloren.“

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