Raus aus der Vereinbarkeits Stressfalle

Stress ist gut und schlecht zugleich. Er darf nur nicht zum Dauerzustand werden. Wie Sie ihn reduzieren können, verrät Dagmar Terbeznik.

Dagmar Terbeznik
zertifizierter Scrum Master (PSM I), (kritischer) SAFe Program Consultant und Agile Coach

„Ich bin arbeitswütig und liebe den Stress. In der Bademodenabteilung eines Münchener Kaufhauses bin ich zusammengebrochen, weil es dort so ruhig war.“ Dieses Zitat von Elke Heidenreich, prominente Autorin und Moderatorin, lässt viele von uns schmunzeln.

Viele von uns kennen das: Erst wenn richtig Action ist, ist alles gut.

Stress ist auch nicht zwingend etwas Negatives und Belastendes. Stress ist ein Reaktionsprogramm in uns, das uns zu Höchstleistungen auflaufen und mit neuen Herausforderungen fertig werden lässt. Der Stress darf aber nicht zu einem Dauerzustand werden. Denn der Körper benötigt nach Belastungs-Hochphasen immer auch ausreichende Zeit zur Erholung.

Ist die Erholung nicht gewährleistet, kann das dazu führen, dass das Körperprogramm „Stress“ auch dann abläuft, wenn es gar nicht nötig wäre. Diese Daueranspannung wirkt sich sowohl auf die Psyche als auch auf den Körper aus. Sie begünstigt leichte, aber durchaus auch schwere Krankheiten. Wir fühlen uns ängstlich oder hilflos, denken „das schaffe ich nicht“. Unser Körper quält uns mit Übelkeit oder einem Mangel an Energie. Manche schlafen schlecht, andere starten den großen Aktivismus. Wenn Du dich also nicht wohl fühlst, Deine Gedanken dich quälen, Du körperliche Beschwerden hast und/oder mit deuben Verhalten unzufrieden bist, könnte es sein, dass Du zu viel Stress hast. Besonders gefährlich ist die Kombination von dauerhaft hoher Belastung mit risikoreichem Verhalten, wie Rauchen, Alkoholmissbrauch, mangelnde Bewegung und schlechte Ernährung – keine untypischen Verhaltensweisen von Menschen, die dauerhaft in Stress sind.

Stressverminderung durch körperlich-seelische Entspannung

Durch körperliche Bewegung können Stresshormone vom Körper schneller abgebaut und Anspannung vermindert werden. Außerdem steigert sie unsere Belastbarkeit. Wir bewerten  uns selbst und schwere Situationen günstiger – wir fühlen uns weniger bedroht. Probiere es! Mit Sport, Yoga, Qi Gong oder den klassischen Entspannungstechniken, wie Autogenes Training, Progressive Muskelrelaxation und Meditation.

Veränderung der stressigen Situationen

Nur mit eigenen aktiven Handlungen, können wir eine angenehmere Situation schaffen, die uns mehr Wohlbefinden ermöglicht. So können wir zum Beispiel belastende Umweltsituationen ändern, indem wir aus der Wohnung an einer verkehrsreichen Straße in eine ruhiger gelegene ziehen.

Frei nach dem Motto: "Putzt Du noch oder lebst Du schon?" können wir uns Unterstützung suchen.


Es gibt auch viele Techniken des Zeitmanagements, aus denen wir uns die heraussuchen können, die uns weiterhelfen. Kennst Du beispielsweise die sogenannten Entlastungs-Fragen?

Warum gerade ich?

Warum gerade jetzt?

Warum so?

Warum überhaupt?

Wer sich diese Fragen öfter stellt, kann meistens einige „Ich muss noch“-Aktivitäten delegieren, verschieben, vereinfachen oder sogar ganz verwerfen.

Stressverminderung durch förderliche Gedanken, Bewertungen und Einstellungen

Der wirkungsvollste Weg zu weniger Anspannung ist die Stressverminderung druch förderliche Gedanken, Bewertungen und Einstellungen. Denn das kann auch helfen, wenn es trotz all den guten Vorsätzen einfach nicht klappen will.

Der Gedanke: „Du musst Dich anstrengen!“ ist unterm Strich nicht förderlich. Gibt es Erfolg nur, wenn wir uns permanent wahnsinnig anstrengen?

Nein! Allerdings ist eseine Illusion, die sehr verbreitet ist. Sag Dir lieber: „Ich schaffe alles - mit Ruhe und Geduld!“ Um für sich einen solche neue Haltung zu etablieren, bedarf es aber in der Regel einigen Trainings, denn über Jahrzehnte antrainierte Überzeugungen - die ja in vieler Hinsicht gut funktioniert haben – sind hartnäckig. Es geht aber, wenn man wirklich will und „Mit Ruhe und Geduld!“ einen solchen Entwicklungsprozess angeht. Und es gibt Menschen, die uns dabei unterstützen und anleiten können, wie zum Beispiel Coachs.

Was Du jetzt tun kannst, um Deine Gedanken in positivere Bahnen zu lenken

  1. Schreibe ein Ressourcen-Tagebuch. Schreibe jeden Abend die Momente auf, die Dir gut getan und Kraft gegeben haben. Das können (vermeintliche) Kleinigkeiten sein: Das gemeinsame Lachen mit Kolleg*innen über einen wirklich guten Witz, das Kuscheln mit den Liebsten auf dem Sofa, der Saunabesuch am Wochenende.

  1. Grübele nicht über stressige Situation. Das kreative Nachdenken über mögliche Lösungswege ist erlaubt, aber wenn Du dich beim unförderlichen Grübeln erwischen, sag laut: „STOP“!

Bildnachweis: Pexels – Spencer Selover

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