Gründerinnen und Mütter – So geht Vereinbarkeit

Susanne Kluba und Nicole Klingen sind Gründerinnen und Mütter.

Nicole Beste-Fopma
Journalistin & Autorin

Dr. Dr. Susanne Kluba, die Gründerin des jungen Medizintechnik-Unternehmens, ist Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgin und leitet seit über 10 Jahren die Helmsprechstunde in der Uniklinik Tübingen. Die Betriebswirtin Nicole Klingen ist von Anfang an dabei und Geschäftsführerin von Kluba Medical. Sie baut derzeit das Düsseldorfer Start-up Kluba Medical weiter auf und aus. Kluba Medical hat das erste mitwachsende Babykissen in Ringform entwickelt: den Medibino. Er wirkt Kopfverformungen bei Säuglingen ab der Geburt entgegen und korrigiert leichte Verformungen. Es ist handlich und passt somit perfekt in jeden Kindersitz oder -wagen. Beide Frauen sind außerdem Mütter von zwei Kindern. 


Nicole und Susanne, wie kamt ihr auf die Idee, einen mitwachsenden Babykopfschutz gegen Kopfverformungen zu entwickeln?

Susanne: Ich bin Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgin und leite seit über zehn Jahren die Helmsprechstunde an der Uniklinik in Tübingen. Ich habe viele betroffene Familien begleitet und immer wieder festgestellt, dass es keine guten Hilfsmittel gibt, die ich Eltern an die Hand geben konnte, um lagebedingte Schädeldeformationen zu vermeiden. So ist die Idee über Jahre gereift, einen Babykopfschutz für Säuglinge ab der Geburt zu entwickeln. In den ersten drei Monaten ist die Gefahr der so genannten Plagiozephalie, eines Schiefschädels, am größten, da die Kinder meist liegen.

Auch wenn sich diese Verformungen während des Wachstums manchmal noch verbessern, können bei schweren Formen bleibende Verformungen und Langzeitfolgen wie Kieferfehlstellungen oder Bewegungs- und Haltungsschäden auftreten. Seit den 90er Jahren wird die Rückenlage von Ärzten empfohlen, da so das Risiko für den plötzlichen Kindstod deutlich reduziert werden kann. Quasi als Nebenwirkung steigt die Anzahl der Kinder mit lagebedingten Schädelverformungen: Nach neuesten Studien leiden bis zu 45 Prozent aller Babys in den ersten Lebensmonaten an einer Kopfverformung.

Am besten ist es daher, präventiv vorzugehen. Der Medibino-Babykopfschutz kann das leisten. Er ist ein Lagerungsring aus formstabilem Schaumstoff, der sich gut an den empfindlichen Babykopf anschmiegt. Ich habe ihn über Jahre mit betroffenen Familien getestet und nun – zusammen mit Nicole, meiner Geschäftspartnerin – auf den Markt gebracht.

Nicole: Wir haben uns bei der Zusammenarbeit an einem anderen Medizintechnikprojekt kennengelernt. Ich bin damals selbst zum zweiten Mal Mutter geworden und habe den Medibino testen dürfen. Ich war für das Thema Kopfverformungen schon sensibilisiert, da mein großer Sohn Henry (heute 4 Jahre) in den ersten Monaten trotz viel Tragen im Tragetuch eine Kopfverformung entwickelte. Der Medibino hat mich von Anfang an begeistert: Durch den Klettverschluss passt sich der ergonomische Lagerungsring jeder Babykopfgröße an und wächst mit.

Er sorgt durch seine Ringform für den nötigen Druckausgleich und beugt so Verformungen vor. Auch bereits bestehende, leichte Kopfverformungen lassen sich bei regelmäßiger Anwendung damit ausgleichen. Das gibt es in dieser Form noch nicht auf dem Markt. Mein Jüngster, jetzt zweieinhalb Jahre alt, hat in den ersten Wochen und Monaten sehr viel geschlafen und lag somit häufig auf dem Rücken. Ohne den Medibino hätte sich sein Kopf vermutlich verformt.


Ich bin Betriebswirtin und Beraterin im Life-Sciences-Bereich – dadurch ergänzen Susanne und ich uns bestens. Die Chemie hat von Anfang an gestimmt und wir haben Nägel mit Köpfen gemacht und unser Start-up, die Kluba Medical GmbH, gegründet. Unser Ziel ist es, neben dem Medibino noch weitere Produkte rund um die Babygesundheit und -sicherheit auf den Markt zu bringen. So wollen wir den Alltag von Familien einfacher machen.


Ihr seid beide Mütter von zwei Kindern – wie schafft ihr es, neben eurer Selbstständigkeit auch noch genug Zeit für die Familie zu haben?

Susanne: Ehrliche Frage? Ehrliche Antwort: Ich weiß nicht, ob ich das immer ausreichend schaffe. Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist trotz Teilzeitoptionen u.ä. nach wie vor nicht einfach – gerade wenn beide Partner beruflich sehr eingebunden sind. Dann gilt es, Kompromisse einzugehen. Und natürlich gibt es auch Momente, in denen man zweifelt, ob man neben dem Beruf auch die Mutterrolle gut ausfüllt. Man ist trotz aller Bemühungen sicher nicht immer perfekt. Das habe ich erst mit den Jahren zu akzeptieren gelernt. Dennoch glaube ich, dass mein Mann und meine Kinder auch stolz auf das sind, was ich leiste und bereits erreicht habe. Und ganz ehrlich, ich bin es auch!

Letztlich funktioniert es nur, wenn beide Seiten Verständnis und Geduld aufbringen und sich gegenseitig unterstützen. Auch mein Tag hat nur 24 Stunden und es muss Auszeiten geben, die nur für Familie, Kinder, Beziehung oder für einen selbst reserviert sind.

Meine Jungs sind mittlerweile groß – Teenager – und suchen daher auch zunehmend eigene Freiräume und nabeln sich ab. Aber auch in dieser Zeit geht es wild her und man ist als Familie auf eine andere Art im Zusammenhalt gefordert. Mir sind daher gemeinsame Rituale, wie z.B. gemeinsame Mahlzeiten und Kommunikation sehr wichtig. Und die nehme ich mir auch, wann immer möglich.

Nicole: Ich kann mich Susanne nur anschließen, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf jeden Tag eine große Herausforderung darstellt. Vor allem der Aufbau eines Start-ups erfordert sehr viel Engagement und auch Zeit – ich nenne die Kluba Medical häufig mein drittes Baby. Selbstständig zu sein, hat aber auch den Vorteil, dass man seine Arbeitszeit etwas freier einteilen und sich nachmittags Familienzeit einräumen kann. Diese Zeit gehört dann nur meinen Kindern. Das heißt dann aber, dass der Arbeitstag häufig noch ein zweites Mal startet, wenn die Kinder im Bett sind. Und es bleibt natürlich einiges andere wie Haushalt auch mal liegen – da bin ich aber inzwischen sehr tolerant mir selbst gegenüber.

All das erfordert auch großes Verständnis seitens des Partners. Da bin ich meinem Mann wirklich sehr dankbar, dass er mir diese Freiräume gibt und mir den Rücken freihält. Ich muss aber auch zugeben, dass das bei uns nur so gut funktioniert, weil wir sehr großen Support durch meine Eltern und Schwiegereltern bekommen. Ohne dieses Backup wäre vieles schwieriger.


Welches waren bisher eure größten Herausforderungen seit ihr euch mit Kluba Medical selbstständig gemacht habt?

Susanne: Bei Kluba Medical war es für mich klar das betriebswirtschaftliche Denken und der Umgang mit Zahlen. Aus einer zündenden Idee ein funktionierendes, verkaufsfähiges Produkt zu machen, ist viel schwerer als ich dachte. Wie viel Arbeit von der Idee bis zur Entstehung und Marktreife des Produkts steckt, sieht der Endverbraucher dem Medibino nicht an. Noch heute wird mir manchmal schwindelig bei dem Gedanken, dass ich mir das zugetraut habe. Und umso dankbarer bin ich, Nicole und andere kompetente Partner an meiner Seite zu haben, die mich in Bereichen unterstützen, in denen ich mich weniger gut auskenne.

Ich bin im Herzen halt Medizinerin und sehe auch hier meinen maßgeblichen Input für Kluba Medical. Dennoch möchte ich auch die anderen Perspektiven verstehen lernen. Das ist ein anhaltender Prozess, der sehr spannend ist.

Nicole: Ich glaube, dass jeder Unternehmer Tag für Tag vor neuen Herausforderungen steht und nach Lösungen für neue Fragestellungen sucht. Bei der Gründung eines neuen Unternehmens gilt das noch mehr: Es gibt anfangs noch keine vorgegebenen Strukturen und täglich poppen neue Themen auf, mit denen man vorher noch keine oder nur wenige Berührungspunkte hatte. Das macht einerseits total viel Spaß und man lernt unglaublich viel. Aber die Situation zwingt einen auch dazu, häufig Entscheidungen zu treffen, bei denen man sich nicht immer hundertprozentig auf seine Erfahrung verlassen kann.

In diesen Fällen kann ich auf mein etabliertes Netzwerk aus anderen Gründern und „Experten“ im Bekannten- und Freundeskreis zurückgreifen. Das ist gerade am Anfang wichtig, wenn man noch keine finanziellen Ressourcen und die nötige Manpower hat.

Die größte Herausforderung für mich war und ist nach wie vor, Familie und Selbstständigkeit unter einen Hut zu bekommen. Denn beim Aufbau eines Unternehmens gibt es keinen Feierabend und ich könnte locker 24 Stunden am Tag sieben Tage die Woche arbeiten. Bei meiner ersten Gründung vor mehr als 10 Jahren hatte ich noch keine Familie und konnte mit gutem Gewissen alle Zeit und Energie in die Arbeit stecken. Das geht heute natürlich nicht mehr und die Zeit mit meiner Familie ist mir super wichtig.

Das war gerade am Anfang häufig eine Zerreißprobe und ich musste meinen Tag anders organisieren, um beiden Teilen gerecht zu werden. Dazu gehört auch, den Kopf aktiv auszuschalten und sich Auszeiten zu schaffen, um wieder mit frischer Energie in den nächsten Tag starten zu können. Denn nur so lassen sich auch Beruf und Familie am Ende vereinen. Immer funktioniert das natürlich nicht, aber ich werde immer besser darin.


Über Kluba Medical:
Die Kluba Medical GmbH, ein junges Medizintechnikunternehmen aus Düsseldorf, hat den Medibino Babykopfschutz entwickelt: Ein patentiertes Medizinprodukt als wirksame, flexible und sichere Lösung zur Vermeidung und Linderung von Schädeldeformationen (Plagiozephalie und Brachyzephalie) bei Babys. Gegründet im Jahr 2015, haben Kluba Medical das innovative Babykissen im August 2018 im Markt für Babygesundheit erfolgreich eingeführt. Mit Stolz blicken die beiden Gründerinnen auf die vergangene Zeit zurück, die sie genutzt haben, um ihr Produkt unter Berücksichtigung der neuesten medizinischen Erkenntnisse zu entwickeln und bestmöglich auf die Bedürfnisse der Anwenderinnen und Anwender abzustimmen. Weitere Infos auch über den Medibino finden Sie unter: kluba-medical.com

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