5 Dinge, die Du zum Jobsharing-Modell wissen solltest

Vereinbarkeit ist keine Einstellungssache. Um sie zu leben, braucht es Arbeitsmodelle, die es möglich machen, Beruf und Privatleben miteinander in Einklang zu bringen.

Svenja Christen
Familie und Karriere sind kein Widerspruch – dank Jobsharing, dem Erfolgsmodell für Karriere in Teilzeit

Insbesondere auf Führungsebene ist es oftmals schwierig, Beruf und Familie zu vereinbaren. Denn dort sind 40+ Wochenstunden nach wie vor leider die Regel. Eine mögliche Lösung für dieses Problem gewinnt dabei in den letzten Jahren an immer größerer Bedeutung: Jobsharing. Dabei teilen sich zwei Personen mit jeweils reduzierter Arbeitszeit und geteilter Verantwortung eine Stelle und bilden damit ein sogenanntes Tandem. Besonders spannend ist dieses Modell für komplexere Fach- und Führungspositionen, die von der doppelten Perspektive und gegenseitigem Sparring in noch höherem Maße profitieren. Und das Thema ist alles andere als neu: In zahlreichen namhaften Unternehmen gehört das Angebot von Führung im Tandem längst zum Standard, wie bei Beiersdorf oder Mercedes-Benz.


Zwei Pionier:innen auf diesem Gebiet sind Svenja Christen und Yannic Franken. Das Gründungsduo aus Berlin kennt das Thema der Vereinbarkeit von Beruf und Familie aus eigener Erfahrung und hat selbst bereits im Jobsharing gearbeitet. Mittlerweile haben sie zudem zwei Unternehmen rund um das Thema gegründet: Mit dem Beratungsunternehmen the jobsharing hub begleiten sie sowohl Unternehmen bei der strategischen Implementierung des Arbeitsmodells als auch angehende Tandems, sodass diese mithilfe eines Coachings gut in ihre neue Rolle hineinwachsen können. Außerdem ermöglicht das HR-Tech-Start-up PairToShare Unternehmen die automatisierte Ausschreibung von Stellen im Jobsharing, während Jobsuchende sich mit Tandempartner:innen matchen und direkt bewerben können – ohne dass sich für Unternehmen groß etwas am Bewerbungsprozess verändert.


In diesem Artikel verraten uns Svenja und Yannic ihre Top 5 Fakten, die man über Jobsharing wissen sollte.

1. Jobsharing ist kein reines Arbeitszeitmodell


Im Jobsharing-Modell geht es um mehr als die reine Aufteilung der Arbeitszeit. Denn Jobsharing ist eine völlig neue Art zu arbeiten. Im Fokus stehen Kollaboration, Sparring, das Matching verschiedener Kompetenzen sowie gegenseitiges Coaching und Learning on the job durch und mit dem/der Tandemparter:in. Und das bedeutet nicht nur das Teilen von Arbeitspaketen, sondern auch von Macht, dem persönlichen Netzwerk, Anerkennung, Erfolg und Misserfolg – dann beispielsweise, wenn die/der Tandempartner:in eine wichtige Präsentation vorbereitet, und der/die andere Partner:in diese hält. Und hier zeigt sich, dass in dem Modell ein riesiges Potenzial liegt – eines, das sogar über eine reguläre Vollzeitbesetzung hinaus geht. Aber eben auch, dass das Modell nicht jedermanns Sache ist. Einen spannenden Weg herauszufinden, ob man selbst der „Typ“ für das Jobsharing Modell ist, bietet unser Tandembility Test®.

2. Jobsharing ist auch ein Männermodell


Gut gemeint ist nicht immer gut gemacht. Wer Jobsharing allein mit dem Fokus auf weibliche Mitarbeiterinnen etabliert, repliziert nicht nur bestehende Geschlechterungleichheiten, sondern verpasst eine riesige Chance! Richtig ist: Aktuell gibt es einen deutlich größeren Druck für alternative Arbeitszeitmodelle bei Frauen als bei Männern. Aber warum?  Solange Frauen noch den Löwenanteil an Care-Arbeit zu Hause übernehmen, besteht bei ihnen auch der größte „Need“. Insbesondere Jobsharing bietet eine tolle Möglichkeit, Stellen mit hoher Verantwortung zu besetzen und gleichzeitig reduziert zu arbeiten. Doch das ist nur die halbe Strecke: Jobsharing bietet außerdem eine hervorragende Möglichkeit für Männer, ihre Arbeit zu reduzieren und dadurch neben sich Platz zu machen (z.B.  für eine weibliche Tandempartnerin) und gleichzeitig mehr Care-Arbeit zu Hause zu übernehmen (z.B. um der Partnerin mehr Raum für die eigene Karriere zu geben). Wenn Jobsharing ein Treiber für mehr Geschlechtergleichheit in der Arbeitswelt werden soll, muss das Modell auch ganz bewusst an den Mann getragen werden.

3. Jobsharing rüttelt an Ihrer Kultur


Weniger Arbeiten und trotzdem Karriere machen? Das kollidiert mit einer noch immer tief verwurzelten Präsenzkultur auch in Zeiten von Homeoffice.  Also wappnen Sie sich gut und bringen Sie Durchhaltevermögen und Fingerspitzengefühl mit, wenn Sie Jobsharing etablieren wollen! Überzeugende KPIs, gute Argumente und eine sinnvolle Herangehensweise aus Bottom-up- und Top-down-Strategie sind hier der Schlüssel.

4. Jobsharing eignet sich besonders für komplexe Fach- und Führungspositionen


Was auf den ersten Blick wenig intuitiv klingt, erklärt sich sehr schnell: Während einfache Tätigkeiten oftmals sehr klar aufgeteilt und damit auch problemlos von mehreren (separaten) Teilzeitkräften erledigt werden können, entwickelt das Jobsharing-Modell erst in komplexen Jobs sein Potenzial: Kollaboration, Perspektivwechsel, Sparring, 4-Augen-Prinzip und Vertretung sind nur einige der Vorteile, die erst in verantwortungsvollen Positionen so richtig zum Tragen kommen. Nicht umsonst sind daher rund drei Viertel aller Jobsharing-Tandems in Führungsrollen aktiv.
Sobald eine gemeinsame Führungsverantwortung vorliegt, spricht man auch von Topsharing. Alternative Begrifflichkeiten sind zudem Shared Leadership oder auch Co-Leadership, wobei letzteres nicht unbedingt mit reduzierter Arbeitszeit einhergeht.

5. Jobsharer*innen sind produktiver als Vollzeitkräfte


Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: In 92% der Fälle wird die Produktivität von Tandems von ihren Führungskräften als besser (66%) oder gleich (26%) bewertet im Vergleich zu einer Vollzeitbesetzung. Außerdem gaben 98% der Befragten an, dass sowohl die Qualität der Entscheidungen und Arbeitsergebnisse als auch die Innovationskraft von Jobsharer:innen mindestens gleich (56% bzw. 28%) oder sogar besser (42% bzw. 70%) ist als bei einer Einzelperson in Vollzeit. Das ergab unsere Studie vom jobsharing hub gemeinsam mit TWISE und der Hochschule Heilbronn. Damit wäre auch die Frage beantwortet, ob das Modell nicht Mehrkosten für die Unternehmen verursacht, wenn das Tandem in der Regel bestenfalls mindestens 110-120% statt 100% einer Stelle besetzt: Die zusätzlichen Kosten rentieren sich schnell durch erhöhte Produktivität, bessere Vertretbarkeit und nicht zuletzt die gesteigerte Mitarbeitermotivation und -bindung und daraus sinkende Fluktuation und Neubesetzung.

Wer jetzt neugierig geworden ist, kann sich gerne direkt bei PairToShare nach Jobs im Jobsharing umsehen – und vielleicht ja schon bald im Tandem durchstarten!
Und wenn Sie als Unternehmen das Thema bei sich vorantreiben möchten, nehmen Sie gern Kontakt zu uns auf – wir freuen uns, Sie mit dem jobsharing hub und PairToShare bei den nächsten kleinen oder großen Schritten zu beraten und begleiten.

Mehr über PairToShare findet Ihr hier.

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