Kinderbetreuung in Schweden

Eine gute Kinderbetreuung ist die Grundvoraussetzung für die Gleichberechtigung von Mann und Frau. Schweden macht es vor.

Nicole Beste-Fopma
Journalistin & Autorin

Ein Land, das gut ausgebildete Bürger will. Ein Land, das eine Gleichberechtigung für Frauen und Männer will. Ein solches Land Kindmuss in Kinderbetreuung investieren. Bestes Beispiel dafür ist Schweden. Schweden investiert drei Mal mehr Geld in die Kinderbetreuung als Deutschland. Die Qualität der schwedischen Kinderbetreuung steht seit Jahren an der Spitze innerhalb Europas. Dies hat unter anderem dazu geführt, dass Beruf und Familie für Schwedinnen selbstverständlich ist.


Gesetzliche Grundlagen

Der schwedische Staat sieht die Betreuung und Erziehung der Kinder im Vorschulalter als seine Verantwortung an. Schon sehr früh – bereits 1960 – legte der schwedische Staat gesetzliche Bestimmungen zu Gesundheits- und Sicherheitsstandards, zur Mindestfläche pro Kind, zu Personalschlüssel, sowie zu den räumlichen Bedingungen und zur Ausstattung fest.

Seit August 1998 existiert für Vorschulen ein eigener Lehrplan, der als zwingende Verordnung verfasst ist. In diesem sind die Ziele und Qualitätskriterien definiert sind, die sich schwerpunktmäßig auch gesellschaftlichen Werten wie der Sorge und Rücksichtnahme gegenüber anderen Menschen, Solidarität, Gleichstellung und Toleranz widmen. Das Personal der Einrichtung entscheidet selbst über die Arbeitsweisen und die Methodik. Täglicher Kontakt zu den Eltern, das Angebot zur Teilnahme an Aktivitäten, regelmäßige Elternabende und Gespräche über die Entwicklung des eigenen Kindes legen den Grundstein für eine intensive Zusammenarbeit.


Ausbildung und Personalschlüssel

Einer der Hauptfaktoren für die sehr gute Qualität der Kinderbetreuung in Schweden ist die Verbindung von kompetentem Personal mit einem guten Personalschlüssel. Das Personal unterteilt sich in vier Gruppen: Erzieher, Freizeitpädagogen, Kinderpfleger und Familienkinderpfleger. Wer als Erzieher oder Freizeitpädagoge arbeiten möchte, muss ein dreijähriges Hochschulstudium mit Schwerpunkt Pädagogik, Entwicklungspsychologie, Familiensoziologie und kreative Tätigkeit absolvieren. Kinderpfleger verfügen in der Regel über einen Gymnasialabschluss, während Familienkinderpfleger häufig von den Gemeinden angeordnete Ausbildungen besucht haben.

Für 15 Kinder unter drei Jahren beziehungsweise für zirka 20 Kinder in der Altersgruppe drei bis zum schulpflichtigen Alter stehen drei Fachkräfte zur Verfügung - meist zwei Erzieherinnen oder Freizeitpädagogen und ein/e Kinderpfleger/in. Die Erzieher haben so ausreichend Zeit, sich den Bedürfnissen der einzelnen Kinder zu widmen und die Lerninhalte vorzubereiten.


„Familie und Beruf“ nicht „Familie oder Beruf“ 

Das gut ausgebaute Kinderbetreuungssystem in Schweden hat die Voraussetzungen für die sich seit den 1970er Jahren abzeichnende Veränderung im Familienmuster und in der Gleichstellung der Geschlechter geschaffen. Immer mehr Schwedinnen gehen einer Erwerbstätigkeit nach. Und immer mehr Kinder wachsen in Schweden mit Eltern auf, die gemeinsam die Verantwortung für die Versorgung der Familie tragen.

Um in Deutschland zu einer Selbstverständlichkeit von Familie und Beruf zu gelangen, wie man sie in Schweden findet, müssen nicht nur mehr Kinderbetreuungsplätze geschaffen werden, sondern auch die Qualität der Kinderbetreuung muss sich verbessern. Bundesweit einheitliche Standards der Qualitätssicherung müssen entsprechend dem europäischen Niveau und unabhängig von der Trägerschaft gesetzlich verankert und der Qualitätsstandard bei der Aus- und Fortbildung der Erzieherinnen und Erzieher angehoben werden. Mit dem Ziel des Fachhochschulabschlusses bei entsprechender Entlohnung.

Bildnachweis: Pexels – Yan Krukov

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