Eltern haben das Gefühl, zu versagen

Lucy Cohen will offenere, ehrlichere Gespräche über Elternschaft vorantreiben und das Selbstbewusstsein von Eltern stärken.

Nicole Beste-Fopma
Journalistin & Autorin

Die Darstellung vom „perfekten“ Elternsein entmutigt Eltern auf der ganzen Welt, zeigen Untersuchungsergebnisse von WaterWipes (www.Waterwipes.com). Das bezieht sich auf die Gesellschaft, aber auch auf die Medien, vor allem auf Social-Media-Kanäle. Als Reaktion darauf hat WaterWipes #Elternleben ins Leben gerufen – ein globales Projekt, das das Elternsein ungeschönt dokumentiert. In Zusammenarbeit mit Müttern, Vätern und der vom BAFTA (Home of the British Academy of Film and Television Arts) nominierten Regisseurin Lucy Cohen will mit #Elternleben offenere, ehrlichere Gespräche über die Höhen und Tiefen der Elternschaft vorantreiben und das Selbstbewusstsein von Eltern auf der ganzen Welt stärken.


Unterschiedliche Quellen für das Versagensgefühl 

Weltweit haben mehr als die Hälfte aller Eltern das Gefühl, im ersten Jahr mit ihrem Baby zu versagen (55 %). In Deutschland teilt jede zweite Mutter dieses Gefühl (52 %), weitaus mehr als Väter (35 %). Dieses Gefühl hat verschiedene Ursachen: So tragen einseitige Kindererziehungsratgeber, idealisierte Bilder in den sozialen Medien und der Werbung sowie Unehrlichkeit im Austausch mit anderen Eltern ihren Teil dazu bei.


Der Druck ist enorm

Es entsteht eine Menge Druck für junge Mütter und Väter. Das führt dazu, dass 67 % der deutschen Eltern Angst davor haben, in der ersten Phase des Elternseins etwas falsch zu machen. Ein Viertel aller Befragten fühlt sich nicht wohl damit, über die Herausforderungen des Elternseins offen und ehrlich zu sprechen (27 %). Sie haben Angst davor, verurteilt zu werden. Ebenfalls spannend: Mütter haben in Deutschland fast doppelt so häufig das Gefühl, ihren hohen Erwartungen an sich selbst nicht gerecht zu werden, als Väter (46 % vs. 29 %). Es ist an der Zeit, offen und ehrlich über das Elternsein zu sprechen. Sieben von zehn Eltern auf der Welt wünschen sich eine realistischere Darstellung des Elternseins (in der Gesellschaft: 72 %; auf Social Media: 68 %) – genau das will #Elternleben erreichen.


#Elternleben zeigt, wie das Leben als Mutter oder Vater wirklich ist 

Um der realitätsfremden Darstellung des Elternseins entgegenzuwirken, hat WaterWipes #Elternleben (Englisch: #ThisIsParenthood) gestartet. Das Projekt basiert auf einer weltweiten Studie bei der über 13.000 Eltern mit Kindern unter drei Jahren befragt wurden. Außerdem gehören eine 16-minütige Dokumentation, 12 Kurzfilme und eine großangelegte Fotoserie dazu. Gezeigt wird das reale Leben junger Eltern auf der ganzen Welt – so ungeschönt und authentisch wie noch nie zuvor. Insgesamt haben Eltern aus neun verschiedenen Ländern daran teilgenommen und sogar zu Hause selbst gefilmt. Mit dem Projekt möchte WaterWipes Eltern auf der ganzen Welt animieren, ohne Angst über die Höhen und Tiefen des Elternseins zu sprechen und sich gegenseitig mehr Selbstvertrauen zu schenken. Die vollständige Dokumentation mit deutschen Untertiteln gibt es hier (https://www.youtube.com/watch?v=Z9XixGeHODc&feature=youtu.be).


„Als frischgebackene Mama hat mich dieses Projekt wirklich sehr begeistert. In den ersten Monaten kann es sich leicht so anfühlen, als wäre man verloren oder allein. Von außen scheint es eine ganze Reihe von Erwartungen zu geben. Und dann gibt es da noch den Druck, den junge Eltern zwangsläufig auf sich selbst ausüben. Ich hoffe, dass die Gespräche über das Elternsein noch weit über die Filme selbst hinausgehen“, so Regisseurin Lucy Cohen.


#Elternleben durchbricht die Spirale der Unehrlichkeit und macht Mut 

Gespräche über das Elternsein müssen viel ehrlicher werden. Die Umfrage zeigt: Ein Drittel aller deutschen Eltern hat das Gefühl, dass ihnen von keinen anderen Eltern gesagt wurde, wie hart das Leben mit Babys werden würde (31 %). Ein Viertel hätte sich gewünscht, dass auch Freunde und Familie ehrlicher gewesen wären (24 %). Zum Beispiel darüber, was sich alles ändert, wenn man ein Baby bekommt.

Hier sind die Top 3 der Mutmacher, die deutsche Eltern gern gehört hätten:

  1. Niemand macht es immer richtig (54 %)
  2. Vertraue deinem Instinkt (49 %)
  3. Du machst das super (44 %)

Die Spirale der Unehrlichkeit

Egal woher der Druck auch kommt, am Ende formen all die Eindrücke, Gespräche und Bilder dann eine Art Idealbild, dem Eltern unbedingt entsprechen wollen. Es gibt also eine regelrechte Spirale der Unehrlichkeit. Dabei sollten sich gerade Mütter aufmunternde Worte untereinander schenken, denn sie machen sich selbst viel Druck (47 %).

Das sehen Experten auch so: „Eltern sollten auf ihr Bauchgefühl vertrauen, denn sie machen instinktiv so viel richtig. Sich mit anderen zu vergleichen oder hochgesteckte Ziele zu verfolgen, erzeugt unnötigen Druck. Eine Familie zu werden, ist keine Prüfung, es ist eine Lebensaufgabe und ein Geschenk. Liebevolle Zuwendung, dem eigenen Bauchgefühl vertrauen, Humor, sich selbst Zeit einräumen, das Baby individuell wahrnehmen, sich ausprobieren und auch mal Fehler zulassen, das sind die Schlüssel für eine glückliche Elternschaft“, rät die Hebamme Claudia Purzer.

Bildnachweis: Pexel – Nathan Cowley

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